Kaiserwetter in den Kaiserbädern

Immer wieder erstaunt es mich, was Sonne alles bewirkt. Die Menschen sind besser drauf und gefühlt geht alles leichter, wenn die Sonne scheint. So auch bei uns. Strahlend blauer Himmel und kaum ein Wölkchen. Die Februar-Stürme sind fast vergessen. Nur noch paar Abbruchstellen erinnern daran. Z.B. hatte das fliegende Trampolin unserer Nachbarn bei unserem fast 100 Jahren alten Kirschbaum einen Ast abgebrochen. Und einen Apfelbaum weniger haben wir auch. Ansonsten sind wir recht gut durch die Stürme gekommen. Fenster im Obergeschoss sind ganz geblieben.

Und mit den nachlassenden Stürmen und der Sonne sieht alles gleich viel einfacher aus. Jürgen und ich hatten uns ein Wochenende in Heringsdorf auf Usedom gegönnt, vielmehr haben wir unseren Hochzeitstag aus dem Dezember nachgeholt. Ein Traum-Wochenende.

Der größte Strandkorb der Welt. Darin saßen die Herrschaften vom G8 Treffen 2007 in Heiligendamm. 1882 entwarf Wilhelm Bartelmann, der Hof-Korbmacher, den ersten Strandkorb in Rostock. Dann gingt die Firma nach Usedom.

Usedom ist abseits der Touristenzeit ein wahrer Genuss. Um diese Jahreszeit hat man das Gefühl, dass die Insel aus dem Winterschlaf erwacht. Eine frische Brise bei spät-winterlichen Temperaturen treiben noch nicht so viele Touristen dorthin. Usedom gehört zu den Touristen-Magneten der Ostsee. Wirklich wunderschön. Die Strände sind weiß und der Ostseesand ist so fein wie nirgends. Die weißen prächtigen Villen der Kaiserbäder Bansin, Ahlbeck und Heringsdorf überstrahlen die ganze Region.

Usdeom hat eine Vergangenheit, die nicht ganz uninteressant ist. Die kleinen Fischerdörfer der Insel wurden unter dem deutschen Kaiser Wilhelm I. als attraktives Ausflugsziel entdeckt und für die Ministerialbeamten touristisch erschlossen. Minister und Industrielle in der Gründerzeit hatten in den Kaiserbädern ihre Villa. 1879 wird Heringsdorf Seebad. Der Beginn des Aufschwungs. Doch die Kriege hinterlassen ihre Spuren. Und wenn nicht diese, dann die Säuberung der Kommunisten der frühen DDR: Die „Aktion Rose“ war eine Enteignungswelle an der DDR-Ostseeküste 1953. Meine Patentante wuchs in Heringsdorf auf und erzählte mir von den Dramen der Enteignung, Flucht und Inhaftierungen, die sich zu dieser Zeit abgespielt haben. Aktion Rose wurde natütlich nicht nur in den Kaiserbädern durch geführt, sondern überall an der Ostseeküste. Z.B. erinnert der Grenzturm in Kühlungsborn, bei uns in der Nähe, auch an diese Geschichten aus der DDR.

Heute hat die Bevölkerung Usedoms ganz andere Sorgen: Geschlossene Krankenhäuser, akuter Ärztemangel, runtergefahrene soziale Infratruktur (insbesondere Pflegeheime und Kitas) und verstopfte Straßen. Nicht selten kommt es vor, dass Schwangere in den Wehen mit dem Helikopter abgeholt werden müssen, weil wegen Staus die zwei Zugangwege zu der Insel unpassierbar sind. Im übrigen klagen auch inzwischen die Rüganer über diese Entwicklung … die andere Seite der sprudelnden Quellen des Tourismus. Dennoch ist für mich Usedom die viel schönere und abwechslungsreichste Insel. Man sollte sie mal genossen haben.

Frühlingszeit = Gartenzeit

Mittagsruhe und Sonne genießen.

Auch wir in unserer Rolle als „einheimische Toristen“ haben den Glanz der Kaiserbäder eingeatmet. Das Akku ein wenig aufgetankt. Derweil wartete ein anderes Sonnen-Projekt auf uns: Unser Garten. Nie hatte ich es so wahr genommen, wie Gartenbesitzer im Frühling ihre Gärten sommerfest machen. Und nun gehören auch wir dazu. Noch sind wir dabei, den Dschungel-ähnlichen Zustand in unserem Garten zu beseitigen. Also viel Können und Glück mit einem grünen Daumen brauche ich noch nicht zu haben. Wir befinden uns noch immer auf dem Level: Wir bringen Struktur in den Garten und machen ihn lebhaft. So haben wir in den letzten Wochen an zwei Teilprojekten gearbeitet.

Zum einen haben wir Opas Kompost- und Müllecke von Müll, wie einen alten Maschendrahtzaun oder PVC-Boden, und Massen an Brombeer- und Brennesselwurzeln befreit. Wir wollten es dort hübscher machen und eigentlich eine Sitzecke bauen. Denn dieses Jahr wollen wir unsere Idee umsetzen und einen Platz für kurzzeitiges Campen anbieten. Netter und ansehnlicher ist es geworden, doch die Sitzecke mussten wir aus finanziellen Gründen verschieben. Was mir vorher natürlich auch nie bewusst war, so eine Plattform für Tisch und Stühle braucht einen richtig gefestigten Untergrund, der sich nicht mal eben machen lässt. Aber wir sind Profis im Improvisiseren, nun wird ein schöner Rasen angelegt und Tisch und Stühle finden auch flexibel eine Platz – ganz mobil nach Sonnenlage.

Zum anderen haben wir am anderen Ende vom Garten eine Sitzecke mit Untergrund geschaffen. Nun fehlt nur noch der Pavillion und ein paar Pflanzenkübel und der Sommer kann kommen.

Nie hätte ich gedacht, dass Gartenarbeit mir Spass macht. Es fühlt sich für das Belohnungssystem unwahrscheinlich gut an, wenn man auch sieht, was man gemacht hat. Mit jeder Schubkarre Sand, mit jedem Stein versetzen, mit jedem Graben formt sich ein Bild und am Ende ein nutzbares Ergebnis.

Für eine schöne Sommerzeit im Garten haben wir aber noch mehr angeleiert: So wird unser Küchenfenster zur Balkontür erweitert, so dass wir einen direkten Zugang in den Garten bekommen. Nebenbei sind wir auch am Teilprojekt „Carports“ am Tüpfteln. Hier kommen wir nur mäßig voran, weil wir noch überlegen, ob wir die Carports mit Solar-Energie ausstatten. Doch uns fehlt noch das Wissen. Aber einen Schritt nach dem anderen, das habe ich inzwischen gelernt!

Auch uns hat Corona erwischt

Seit zwei Jahren sind wir ja schon Corona-erprobt. Doch mit allen Wellen habe ich das noch nie erlebt: Eine Welle, die ganz MV überrollt. Die Schlangen vor dem Testzentrum in Bad Doberan sind riesig. Insbesondere Eltern mit ihren Kindern stehen an. Notbesetzung in Kitas und Schulen, selbst Frisörläden haben wegen Personalmangel eingeschränkte Öffnungszeiten. Unglaublich. Und auch wir waren mittendrin. Ricardo hattes es uns aus der Kita mitgebracht. Bis jetzt ist er gut durch gekommen. Doch Jürgen und mich hatte die „virulogische Erkältung“ ziemlich im Griff, bei mir hält dieser fiese Husten noch immer an.

Doch unsere Quarantäne stand im Gegensatz zu manch anderen Wohnungen in der Stadt unter erleichterten Bedingungen: Großes Haus, großer Garten und Sonne pur! Meine größte Sorge war immer, wenn es uns trifft, dass wir zwei Wochen aufeinander hängen und uns massiv gegenseitig auf die Nerven gehen. Doch nichts dergleichen ist eingetreten. Ein friedliches Miteinader in Isolierung. Froh sind wir nun trotzdem, dass Ricardo endlich wieder in den Kindergarten gehen kann. Hoffentlich ist der Höhepunkt der Welle hier erreicht.

Ich hoffe, dass dies vorerst die letzte Krankheits-Miesere war, mit der sich mein Körper auseinander setzen musste. Seit einem halben Jahr befindet sich mein Körper in irgendeinem Heilungsprozess. Die Bedeutung von „Bleib gesund!“ war mir noch nie so bewusst. Aber wir sind nun wieder recht zuversichtlich, dass schon alles gut gehen wird. Ab April wollen wir uns nun endlich mal dem Obergeschoss widmen (doch wirklich Lust haben wir gerade nicht darauf).

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