Seit Wochen kleidet sich der Norden in grauen Farben. Grau, immer nur grau, trist und schmuddelig. Das ist selbst für eingefleischte Nordlichter eine Herausforderung. Und ich als sozialisiertes Südlicht habe besonders meine Probleme mit der fehlenden Sonne.
Wirklich, ich übertreibe nicht. Seit November gab es vielleicht Sonnentage, also eher Sonnenstunden, die an einer Hand abzuzählen sind. Um so mehr grenzte es fast an einem Wunder als zu meinem Geburtag vor paar Tagen es Sonne pur gab. Vieles kann man beeinflussen und Störendes beseitigen, doch mit dem Wetter ist es so eine Sache. Man kann zwar drüber meckern, doch am Ende muss man sich damit abfinden. Und Sonnenscheinfotos und traumhafte Winterlandschaften aus Bayern machen es nicht einfacher. Mein Kollege gab mir sogar den ernst gemeinten Ratschlag, ich solle mir zum Arbeiten eine Tageslichtlampe kaufen, damit ließe sich das Schmuddelwetter besser überstehen.


Was ich bewusst im Süden selten erlebt habe, ist dieser „Sprühregen“, also Nieselregen. Ein gemeiner Regen, weil er einhergehend mit dieser feuchten Kälte in den Körper hineinkrabbelt, der Wind verstärkt dieses Gefühl. Ungemütlich dieser Sprühregen! Was ist das eigentlich? Sprühregen ist durch eine besonders kleine Tropfenform von höchstens 0,5 Millimetern gekennzeichnet. Der Niederschlag weist eine besonders feine Struktur auf, kann jedoch wie klassischer Regen zu einer Beeinträchtigung der Sicht führen. Es scheint aber nicht eine typisch nordische Sache zu sein. Letztens sah ich in einem kleinen Anfall von Fernweh eine Doku über Salzburg (musste mal checken, was ich in Salzburg bei meinen Dauerbesuchen nicht gesehen hatte). Tatsächlich scheint der Regenschirm sozusagen eine Salzburger Erfindung zu sein – wegen dem dortigen Nieselregen. Irgenwie hatte ich Salzurg immer von der Sonnenseite erlebt.
Nun ist es aber gut: Wir hatten allein diese Woche mehrere Sonnentage (!) und nun sogar Winter. Und es war eine weiße Weihnacht mit Sonnenschein pur! Es schneite bereits zum zweiten Mal in diesem frühen Winter. Ich liebe Winterlandschaften bei Sonnenschein, doch so ganz passt es uns dieses Jahr auch (noch) nicht. Unsere Fenster sind noch immer undicht und die Planung, einen Schornstein zu reaktivieren und einen Kamin einbauen zu lassen, nahmen wir zu spät in Angriff. Ja, Fachkräftemangel sogar bei den Schornsteinbauern.
Viel Action im Dezember
Der Dezember hat’s bei uns in der Familie in sich: Ricardo hat Geburtstag, wir haben Hochzeitstag und ich habe Geburtstag. Dazu kommen noch die üblichen Feiertage im Dezember. Kurzum, der Dezember ist ein reiner Feiermonat. Wie auch letztes Jahr war ich skeptisch: Weit weg von den Freunden, Corona und in der Neufindungsphase durch Jürgens neuen Job.
Für Ricaodo ist es der reine Wonnemonat. Es war sein erster Geburtstag, den er bewusst erlebt hatte. Und es waren alle seine Freunde da. Wir bauten in unserem Garten ein Pavillion auf und machten eine Feuerschale an. Besonders die Väter und die Kinder hatten ihren Spass beim Würste grillen. Auf unser Hygienekozept waren wir schon ein wenig stolz.




Vor meinem Geburtstag hatte ich ein bissel mehr Bammel. Vieles hat sich ja schon geändert seit Ricardo da ist. Die Partys sind nicht mehr so ausschweifend, wenn die Nacht schon wieder in den frühen Morgenstunden endet. Und Geburtstag ohne vertraute Freunde ist auch noch mal so eine Sache. Doch es war schön, meine langjährige Freundin war bei uns und wir verbrachten den Tag wieder mit Glühwein am Strand. Ich glaube, dieses Jahr durfte man sogar wieder Alkohol in der Öffentlichkeit trinken, oder ist das doch verboten? Wir saßen bei einem Traumwetter auf der Seebrücke in Heiligendamm mit unserem Glühwein und inhalierten förmlichst die Sonne.

Unseren Hochszeitstag werden wir im Januar nachholen. Seit langem wollen wir mal wieder in ein Hotel und uns verwöhnen lassen, sofern uns ein Lockdown nicht einen Strich durch die Rechnung macht.
Und ja, was war denn noch los? Weihnachten! Dieses Jahr war es besonders schön. Mit Familie und neuen Bekanntschaften in klirrender Kälte im Pavillion und mit Feuerschale und mit Glühwein … und anschließend an unserer Hausbar. Ja, wir kommen langsam an.
Ende gut – alles gut, doch da geht noch mehr!
Ursprünglich hatten wir eine Silvesterparty geplant. Gut, dass es nur eine Idee war. Die Corona-Maßnahmen reduzieren doch ein wenig die Besucherliste und trotz eines riesigen Hauses ist doch gezwungener Maßen wenig (Schlaf)Platz, da doch so ein paar Renovierungen noch anliegen. An dieser Stelle passt nun ein Jahresrückblick ganz gut:
Zugegebener Maßen liegen wir weit hinter unseren Vorstellungen, was wir geschafft haben wollten, zurück. Wir hatten unterschätzt, was ein Hausumbau mit knappen Ressourcen an Geld und Zeit bedeutet. Tatsächlich dachte ich, wir wuppen das mal eben schnell. Nun weiß ich es besser. Dennoch sind wir stolz auf das Erreichte. Unsere Wohnung haben wir nach unseren Vorstellungen renoviert und gestaltet. Kleine Extras, wie unsere Hausbar, haben wir uns erfüllt. Nie hätte ich auch gedacht, dass wir so hingebungsvoll unseren Garten nutzen und Ideen haben wir noch viele und große …
Aber auch wir als Familie haben uns weiter entwickelt. Beruflich sind wir neue Wege gegangen. Als Häusle-Besitzer haben wir die neuen Freiheiten kennen gelernt, aber auch die Annehmlichkeiten eines Mieters wissen wir nun mehr zu schätzen.
Unser Kindergartenkind ist kein Kleinkind mehr. Er hat seinen Platz gefunden – soweit man es von einem Kita-Kind schon sagen kann. Und er mag Besuch und Feiern … ganz wie die Eltern … und mit so viel Platz und ohne direkten Nachbarn auch möglich! Und unsere Vorstellung eines „offenen Hauses“ für unsere Gäste können wir nun (aus)leben. Wir haben neue Bekanntschaften und fassen langsam Fuss. Klares Votum: Trotz viel Wind und bewölkten Tagen, es gab auch viel Sonnenschein. Die Entscheidung, der schönste Stadt Deutschlands den Rücken zu kehren, war richtig!
Doch da geht noch mehr! Im kommenden Jahr haben wir Großes vor: Es soll endlich losgehen mit den großen Arbeiten. Sanierung des Obergeschosses und Keller. Um uns selbst ein wenig unter Druck … ähm nein, ein Ziel … zu setzen, planen wir schon unsere Einweihungsparty Ende Juli. Und wir haben noch so einige Ideen in unserem Kopf … angefangen von unserem Tiny-House im Garten bis hin zu Stehausschank in unserem Vorgarten … nun gut, vielleicht nicht im kommenden Jahr, aber vielleicht irgendwann in den nächsten 10 Jahren.
Doch habe ich auch gelernt, dass Rom auch nicht an einem Tag entstanden ist, also Schritt für Schritt … wie immer. Nun freuen wir uns auf das letzte Dezember Highlight: Silvester mit Besuch aus der Heimat. Auch wenn mal wieder graue Tage und Sprühregen angesagt sind, in Gesellschaft ist alles schöner.
Und zu guter Letzt …
Knallkoeoem, Füürwark un scherbeln
kreihn es sachts de Wandlüüs
us de Lakentüüch
wedder is en Joor voorbe.
Proost Niejohr und a guads Neis!
