Unwetterwarnung, Sturmböen bis zu 89 km/h, Corona-Inzidenz von 68,6, abgesagte Kunstaustellungen und Festivals, Geflügelpest im Norden, beschleunigte Impfkampagne, Vorschläge für die Ehrenamtsanerkennung, brennende Tierställe, usw. Jeden Tag gibt es auch in Mecklenburg-Vorpommern und im Landkreis Rostock mit seinen wenigen Einwohnern auf viel Fläche zu berichten. Doch immer wieder dominiert nur ein Thema. Selbst das eigensinnige Wetter in M-V schafft es nur noch nach den Inzidenzzahlen auf Platz 2. Man möchte meinen, die Welt steht still. Doch sie dreht sich tatsächlich weiter.
… was gibt’s eigentlich sonst noch zu berichten? Diese Zeiten haben uns im Griff. Worüber redet eigentlich eine Familie beim Abendessen, wenn sie sich den ganzen Tag sieht? Also wir reden nur noch übers Haus und übers Kind. Meinungsaustausche über Corona-Themen haben wir uns inzwischen verboten, weil es nur zu unsäglichen Diskussionen führt. Und wieder haben wir Glück, wir haben wenigstens uns zum Miteinander reden. Was macht eigentlich der Singlehaushalt, der den ganzen Tag mit sich allein ist?
Reden wir doch mal übers Wetter
Diese Woche kamen wir nicht mehr drum herum. Notbetreuung in der Kita. Natürlich hat der Landkreis Rostock mit seinen eklatant hohen Inzidenzzahlen seine Voraussetzungen verschärft: Systemrelevanz und Unabkömmlichkeit eines Elternteils reicht nicht aus, nun muss der andere Elternteil auch unabkömmlich sein. Ich vergaß zu erwähnen, dass das nur gilt, wenn man nicht im Homeoffice ist. So saß ich diese Woche in Videokonferenzen mit meinem 3-jährigen Sohn auf dem Schoß und habe Verhandlungen geführt und versucht, die Welt zu retten.

Frust. Nun ja, ich habe es paar Tage mitgemacht und bin bedient. Andere Eltern machen es seit einem Jahr mit. Ich zolle jedem mein Respekt! Aber gut, es gibt ja auch noch mehr im unserem Leben … zum Beispiel Faszination Wetter. Sehr untypisch für diese Jahreszeit, aber es stürmt gewaltig bei uns. Doch selbst dieses Stürmen hat was Romantisches: Der Wind pfeift, die Vögeln zwitschern trotzdem und der Regen tropft gleichmäßig ans Fenster. Und dann kommt wieder die Sonne raus und der hellste Sonnenschein trocknet die nassen Spuren. Bis das Schauspiel wieder von vorn losgeht und es im Haus klirrte. Nun ist es doch passiert, was wir immer befürchteten: im oberen leer stehenden Geschoß hat der Wind stellenweise die Fensterscheiben eingedrückt.
Und schon sind wir wieder beim Thema Haus: Gut, dass wir in den letzten Zügen sind und unseren Run auf die Kreditinstitute vorbereiten, denn nun benötigen wir noch in diesem Jahr – vor dem kommenden Winter – überall neue Fenster im Haus.
Digitale Welt und virtuelle Freundschaften
Es ist wirklich so, diese Zeiten kappen die Vielfalt der Themen. Ich merke es bei meinen virtuellen Treffen mit Freunden: Man erlebt nichts mehr zum Erzählen. Gut, es muss natürlich nicht schlimm sein, schließlich kommts ja auch auf die Qualität dieser Gespräche an. Und letztendlich muss man ja auch miteinander schweigen können, wie man so schön sagt.
Wenn ihr mal Lust habt, dann googelt, wie man in Zeiten dieser Pandemie miteinander kommuniziert und was Freundschaften auszeichnet. Faszinierend. Alles läuft natürlich nur noch digital. Aber das heißt auch, wer nicht digital denkt, hat in der Krise auch schlechte Karten. So richtig mies geht es aber denen, die zwar digital denken, aber in Netzwerken nicht bis zu einem „engen Kontakt“ aufgestiegen sind. Aber auch denen geht’s nicht so gut, die digital denken, aber in einer Gegend leben, die von der Digitalisierung vergessen wurde. Doch unterm Strich haben viele das gleiche Phänomen: Es gibt weniger zu berichten und die Themenvielfalt reduziert sich.
Ich möchte gar nicht darüber urteilen, ob es gut oder schlecht ist. Das Leben ist eben wahnsinnig komplex in allen Schichten (geworden). Ich liebe meine virtuellen Treffen mit meinen Mädels und wir schaffen es immer, trotz weniger Erleben die Stunden mit viel Inhalt auszufüllen. Meine derzeitige virtuelle Welt gäbe es wahrscheinlich auch ohne Corona, einfach nur Umzugsbedingt – und ich bin froh darum.
Und auch, wenn meiner realen Welt derzeit ein wenig Abwechslung gut tun würde, ich mag sie trotzdem. Ich mag unsere Abendbrot-Gespräche übers Haus und übers Kind, weil sie mir ein Zuhause geben. Und ich mag auch meine neue entschleunigte, aber digitale Welt. Ich mag mein Garten und ich freue mich bei jedem Sonnenstrahl, die dicken emsigen Hummeln und Bienen zu sehen.
Und Mitte nächster Woche haben wir Urlaub. Und natürlich fahren wir – selbstverständlich sofern als Nicht-Geimpfte ein Negativ-Test es zulässt – ins vertraute Süddeutschland. Vielleicht haben ja doch wieder die Biergärten geöffnet … Planen braucht man so und so nicht in diesen Zeiten, also lassen wir uns überraschen.