Letzte Woche haben wir eine Entdeckung gemacht, die all unsere Pläne über den Haufen geworfen hat. Vielmehr muss ich mir eingestehen, es gab keinen wirklichen handfesten Plan, auf den man aufbauen hätte können. Es war eher eine Vorstellung verbunden mit Aktionismus und der Hoffnung, es wird schon irgendwie klappen.
Wir hatten uns letzte Woche mit den Voraussetzungen eines KfW-Kredites näher befasst. Ich war immer der Meinung, Kredite kämen gar nicht weiter in Betracht, weil uns das Haus (noch) gar nicht gehört. Doch nun siehe da, die KfW spricht von Hausbesitzern und nicht von Eigentümern. Ein kleiner Unterschied, der einiges in unserer Denke verändert. Durchaus könnten wir jetzt größerer Brötchen backen!
Am Wochenende war ich bei meinen Eltern. Mein Stiefvater ist Handwerker und hilft uns beim Umbau. So unterhielten wir uns, was als nächstes angegangen werden sollte. Da ich ja handwerklich total unbedarft bin und sozusagen, gerade als Lehrling fungiere und lerne, war mir so einiges bautechnisch nicht klar. Nachdem gedanklich meine Träume von einem sanierten Keller und damit einer Gästewohnung in die Ferne rückten, machte sich Ernüchterung breit. Nun ja, vielleicht müssten wir uns doch die nächsten Schritte noch mal genauer überlegen ….
Die Voraussetzung für KfW-Darlehen (es geht dabei um energetische und barrierefreie Sanierungen von Immobilien) ist ein Energie-Experte. Und den hatten wir am Montag auch bei uns. So ein Experte ist in der Regel ein Architektenbüro mit mehr diversen Zertifizierungen – wie wir festgestellt haben, alle notwendig für ein 130 Jahre altes Haus, das hier und da Gebrechen aufweist und ein Fachmann mal drüber schauen sollte.
Der Experte, der in diesem Fall als Berater der Verbraucherzentrale (eine weitere Qualifikation) bei uns war, raubte uns letztendlich alle Illusionen. Insbesondere nachdem er mit fachmännischen Blicken Balken und Wände begutachtete, entfuhr ihm doch ab und an mal ein „Oh“ mit einer Sorgenfalte. Mit all unseren Überlegungen und begonnenen Umsetzungen in Form von Kostenvoranschlägen (Einbau neuer Kellerfenster, Heizungssystem, usw.) müssen wir noch mal von vorn anfangen. Restart im Restart sozusagen.
Doch nachdem einmal die Ernüchterung eingesetzt hat, nehmen wir die Herausforderung an. Was besseres könnte uns gar nicht passieren, staatliche Zuschüsse bei einem Kredit und gleichzeitig ein Experte. Nun müssen wir wirklich neu denken. Dabei ist eine wesentliche Frage auch die: Was wollen wir? Wollen wir in der Hochparterre wohnen bleiben (also in der herrschaftlichen Wohnung) oder wollen wir ins Obergeschoss ziehen, dort, wo früher die Dienstboten wohnten? Und wollen wir lieber groß und teuer, also Haus-ganzheitlich, oder klein und kurzfristig betrachtet nicht ganz soooo teuer in Einzelmaßnahmen denken?
Nächste Woche haben wir noch mal ein Gespräch mit einem anderen Experten. Mal schauen, was er sagt. Danach sollten wir uns wohl entscheiden.
Das Obergeschoss Der Keller
Nichtsdestotrotz, nach so viel Ernüchterung sind wir ziemlich geerdet und mussten einsehen, dass wir nicht wirklich ein Konzept haben und wahrscheinlich bei einem solchen Unterfangen doch Expertenhilfe bräuchten. Eigentlich muss ich auch sagen, dass ich nun die Einsicht habe. Jürgen tendierte schon immer in die Richtung und versuchte mir schon länger deutlich zu machen, dass mit einer Gästewohnung im Sommer noch nicht zu rechnen sein wird. Ich habe nun mehrere Nächte darüber geschlafen, und ja mei, dann werde ich eben später, aber dafür mit höchster baulicher Qualität und energetischer Optimierungen (vor allem mit dichten Fenstern) eine „Host Lady“.
Klarer Kopf im Gespensterwald
Unabhängig von den Experten hatten Jürgen und ich uns den Mittwoch von sämtlichen Terminen frei gehalten. Nächste Woche fange ich wieder mit Arbeiten an. Ricardo ist nun jeden Tag bis 14 Uhr in der Kita und wir haben nur noch diese Woche, um ein wenig durchzuatmen. So wollten wir in Zweisamkeit mal einen Tag miteinander verbringen.
Wir entschieden uns für eine Tour durch den Gespensterwald in Nienhagen. Im Gepäck hatten wir warme Suppe und Glühwein. Wir nahmen uns fest vor, mal nicht über das Haus zu reden. Aber unmöglich! Wir diskutierten hitzköpfig das Pro und Contra der Wohnung oben oder unten. Wie würden wir die Zimmer einrichten? Welche Heizung käme in Betracht? Was ist wäre, wenn … eine spannende Phase, aber auch eine, die Kopfschmerzen bereitet und strategisch gut bedacht werden muss, denn Platz haben wir viel, aber nicht das passende Kleingeld dafür.
Nach unserem kleinen Ausflug mussten wir uns doch mit einem Lachen eingestehen, dass wir uns den Trip ein wenig romantischer vorgestellt hatten.
Im Zeichen des Wolfsmondes
Gestern war wieder Vollmond. Unser vierter Vollmond in Bad Doberan. Ich weiß es noch wie heute: Beim ersten Vollmond stand ich draußen auf dem Balkon. Der Möbelwagen war gerade da gewesen und ich fühlte mich matt. Ich fragte mich, ob das wirklich mein neues Zuhause wird. Heute bin ich zuversichtlicher als vor drei Monaten.
Es war also mein vierter Vollmond hier. Aber der Vollmond war auch ein besonderer: Es war ein Wolfsmond. Der zweite Vollmond im Winter ist der Wolfsmond, besonders hell und die Wölfe heulen ihn besonders laut an. Na klar, ein nordamerikanisches Mythos, aber es hat schon eine gewisse Romantik.
Übrigens gibt es den Januarmond auch im deutschen Sprachraum: Hartung. Dabei assozierten die Menschen den harten, gefrorenen Boden im Januar. Er wurde auch Eismond genannt.