Gestern München in den Tagesthemen: „Lichtaktion München – das Kunstareal verbindet“. Beeindruckende Licht- und Videoinstallationen bringen Kunst und Kultur von innen nach außen für jede(n). Faszinierende Idee. Doch es geht mir nicht nur um die Idee. An solchen Dingen merke ich immer wieder, wie sehr ich noch an dieser Stadt hänge. Jedesmal, wenn ich irgendwo ein Münchner Nummernschild sehe (gut, derzeit sind es nicht so wahnsinnig viele) oder wenn München in den Medien erwähnt wird, macht mein Herz einen großen Hopser. Ach, mein München … denke ich mir dann immer.
Diese Lichtaktion drückt auch das aus, was ich außerdem sehr vermisse: Kunst und Kultur. Ich gehörte zu diesen Menschen, die die Vorzüge einer Großstadt in ihrer Vielfalt an kulturellen Angeboten in vollen Zügen genutzt und genossen hat. Es war toll, man hat Lust auf irgendein Event gehabt, man schaut ins Internet und nahezu an jedem Tag in der Woche ging irgendwas … ein Konzert, ein Theaterstück, eine Ausstellung. Irgendwas war immer los. Das war eines der Argumente, die ich in die Waagschale geworfen hatte, als wir überlegten, ob wir wirklich München verlassen wollen.
Aber auch was anderes macht mich wehmütig: Schnee. Überall schneit es. Eine Winterlandschaft und eine verschneite Stadt wie im Bilderbuch. Nur hier nicht. Stattdessen (Schnee)Regen und Matsch und feuchte Kälte. Bestimmt seit zwei Wochen (vielleicht ist es auch nur eine, auf jeden Fall eine halbe Ewigkeit) zeigte sich kaum die Sonne. Grau und trist und Regen. Der Wetterbericht zeigt gefühlt überall in ganz Deutschland blauen Himmel oder zumindest schönes Schneewetter, nur nicht bei uns.
Wir schauen uns mit Ricardo Bilderbücher an. Die Kinder bauen Schneemänner, rodeln oder fahren Ski. Wie soll man denn einem Kind erklären, was Schnee oder was so Besonderes an einem Schneemann ist?
Gut, heute Vormittag gabt’s paar Schneeflocken. Ein wenig davon ist auch bis heute Nachmittag liegen geblieben. Und eigentlich müssten wir auch froh sein, denn als Hausbesitzer müssen wir nun auch den Gehweg räumen. Problematisch ist es gerade jetzt: Wir haben noch keinen Schneeschieber und Streusand auch nicht. Die Baumärkte sind ja geschlossen. So sollten wir gerade froh sein, dass wir eben keinen Schnee haben.
Auch hatten wir heute Vormittag ein wenig blauen Himmel. Einen Hauch. Bestimmt eine Stunde. Eine Wohltat, die Nase aus der Tür rauszuhalten.
Die Corona-Schlinge wird enger
Corona macht es gerade auch nicht einfacher. Dass der Lockdown weitergeht, war zu erwarten. Aber so? Meine Vernunft sagt mir, dass es schon gescheit so ist. Selbst unser Landkreis wird röter und röter. Wo stecken sich die Menschen alle an? Gut, eher eine rhetorische Frage, ich ziehe sie zurück. Mein Bauch findet die Situation unerträglich. Mein letzter Monat in meiner persönlichen Auszeit und nun so ein Dilemma! Ich gebe zu, ich habe wirklich mit dem Gedanken gespielt, trotzdem zu verreisen, Freunde in anderen Städten zu besuchen. Ich ganz allein.

Auch wenn es sogar Corona-Maßnahmenkonform wäre, fühlt es sich irgendwie nicht richtig an, als ob ich was total Unmoralisches tun würde. So habe ich mich nun entschlossen, mit dem Schicksal nicht weiter zu hadern und brav daheim zu bleiben. Schließlich haben wir ja ein Haus, bei dem es noch einiges zu tun gibt.
Nun hatten wir fast zwei Wochen kaum etwas getan. Umso mehr drängelt es mich, wieder aktiv zu werden. Doch sehr unstrukturiert sind wir wieder. Womit bei diesen vielen Baustellen fangen wir an? Woher bekommen wir das Material? Wie gehen wir am strategisch sinnvollsten vor? So fokussieren wir uns gerade auf die „Schönheitsreparaturen“, die in den letzten Wochen hinten an standen. Darüber hinaus recherchieren wir über Gestaltungsmöglichkeiten und Materialbeschaffung in Corona-Zeiten … und wir suchen mal wieder einen Elektriker. Ich kann allen Schulabgängern raten: Werdet Elektriker – der Mangelberuf unter den Mangelhandwerkerberufen!
Hoffnung Kita
Dafür haben wir – bis jetzt – eine freudige Nachricht: Ricardo darf nächste Woche in den Kindergarten und seine Eingewöhnung beginnen. Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern die Regelung, dass Kitas grundsätzlich geöffnet sind. Allerdings sollte, die Betreuung doch daheim stattfinden, soweit es irgendwie möglich ist.
Auch hier fühlen wir uns moralisch im Zwiespalt. Ja, irgendwie müsste man konsequent sein, damit auch hier die Ansteckungen so gering wie möglich gehalten werden. Ja, irgendwie ja auch total verständlich und plausibel. Jeder sollte seinen Beitrag leisten. Aber wir sind auch total froh: Endlich hat Ricardo wieder Kinder zum spielen und einen „strukturierten Arbeitsalltag“. Es entlastet uns wahnsinnig. Außerdem arbeite ich im Februar, es wäre ungut, wenn erst dann die Eingewöhnung beginnt … oder gar nichts.
Apropos berufstätig und Kita: M-V hat ein eigenartiges System, wenn man sein Kind in die Kita geben möchte. Man braucht einen Berechtigungsschein. Damit entscheidet sich, ob man einen Anspruch auf ein Teilzeit-, Halbtags- oder Ganztagsbetreuung hat. Mir konnte bisher keiner erklären, wozu man einen Berechtigungsschein benötigt. Ich hatte letztes Jahr mal den Bürgerbeauftragten von M-V angeschrieben und nachgefragt. Allerdings hatte ich da das Problem, dass ich einfach keinen Kita-Platz für Ricardo fand. Soviel also dazu, dass im Osten alles besser ist und man ganz schnell einen Kita-Platz bekommt. Jedenfalls bekam ich nur die Antwort, dass es bekannt sei, dass in der Region Bad Doberan Kita-Plätze Mangelware wären und ein Berechtigungsschein sei Voraussetzung. Punkt.
Ein Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung, hat mein Prof damals immer gesagt. Und siehe da: Im Kindertagesförderungsgesetz M-V steht die Antwort. Die Kosten für die Kita-Plätze übernimmt das Land M-V. Man wird „gefördert“. Und um das Maß der Förderung zu klären, muss man eben den Berechtigungsschein beim Jugendamt des Landkreises beantragten. Da scheinen wir aber auch wieder Glück im Unglück zu haben: Die Bearbeitung dauert derzeit vier Monate. Normalerweise könnte ich erst einen Platz bekommen, wenn ich diesen Schein habe, unsere Kita nimmt Ricardo trotzdem auf – auch ohne Berechtigungsschein mit Status „beantragt“.
So haben wir formell im Januar einen Anspruch auf einen Halbtagsplatz und ab Februar auf einen Ganztagsplatz. Mal schauen, was die Praxis macht. Ich bin ja noch sehr skeptisch, aber auch zuversichtlich, denn irgendwie läuft es ja doch … alles läuft irgendwie … und nicht unbedingt schlecht, wenn auch mit paar Stolpersteinen …