Ein lebhafter Advent

Es ist Sonntag, der zweite Advent. Die vorweihnachtliche Besinnlichkeit spannt ihre Flügel auf und alles wird auch in unserem Hause langsam ruhiger. Die letzte Woche war sehr busy, doch nun atmen wir durch.

Dieses Wochenende hatten wir Besuch. Unseren ersten Besuch. So schön war es und natürlich auch sehr aufregend. Man zeigt einer Freundin das neue Zuhause – ein Haus, das zu zwei Drittel eine Baustelle ist und der Rest langsam bewohnbar. Es ist wie eine Prüfung. Wird man den Test bestehen? Und ja! Wow, Begeisterung, so viel geleistet (gut, und noch vieles vor uns) so toll eingerichtet … Ja, wir sind ganz stolz auf das, was wir bisher geschafft haben und auch, dass wir diesen Schritt gegangen sind.

Vielleicht wird es zukünftig immer so sein. Was zeigt man seinem Besuch in Bad Doberan? So viel kenne ich ja auch noch nicht. Also ab zum Strand nach Heiligendamm und nachmittags einen Spaziergang durch den Ort. Ist ja sozusagen alles überschaubar.

Doch es war ein wenig anders: Die Straßen von Bad Doberan waren voll gut gelaunter Leute. Aus Lautsprecherboxen kamen Weihnachtslieder und ein Glühweinduft überzog die Mollistraße. Es herrschte fast ein Hauch von Weihnachten, wie es ohne Corona sein sollte. Die Menschen waren so ausgelassen. Unser Besuch war angetan von dieser niedlichen Kleinstadtidylle. Und ich dachte mir auch: Ich glaube, dass ist wirklich ganz nett hier.

Spaziergang an der Ostsee in Heiligendamm mit Hühnsteinfund. Schlendern zum Münster mit einer anschließenden vollen Stadt.

Heute Vormittag waren wir beim Gottesdienst im Münster. Der Nikolaus war auch da. Wegen den Coronamaßnahmen wurde am Ende draußen im Kreuzgang gesungen. Gottesdienst mal ganz anders, aber irgendwie hatte es was.

Das Münster war zur Besichtigung allerdings Corona-bedingt geschlossen. So kam uns die Überlegung, dass wir einfach zum Gottesdienst gehen. Und es war eine gute Entscheidung. Ein Gottesdienst im Doberaner Münster geht unter die Haut. Voller Ehrfurcht und imposant. Meine Eltern hatten sich so und so für heute angekündigt. Meine Mutter kam ein wenig früher und begleitete uns … eine gute Entscheidung.

Ein Haus und seine Geschichte = Denkmalschutz

Die Woche war recht überfüllt mit Terminen. Wir haben den Kindergarten besucht, in den Ricardo ab Januar gehen wird. Zudem hatten wir den Tischler für unsere Kellerfenster und die Dame vom Denkmalschutz bei uns.

Unser Haus steht unter Denkmalschutz. Gefühlt steht ganz Bad Doberan unter Denkmalschutz. In unserer Straße allerdings stehen noch vier Häuser unter Denkmalschutz. Ein ungute Sache, weil man natürlich nicht so frei schalten und gestalten kann, wie man es gern hätte. Ob es Fördergelder gibt, liegt an der Wirtschaftlichkeit und am Ermessen der Kommune. Dafür gibt es großzügige Abschreibungen für Baumaßnahmen an den denkmalgeschützten Objekten, also über die Einkommensteuererklärung (setzt also voraus, dass man gutes Geld verdient).

Der Grund, weshalb unser Haus so aussieht wie es aussieht, ist also der Denkmalschutz des Hauses und mein sparsamer Opa, der sich gern den Aufforderungen der Denkmalschutzbehörde verweigert hatte. Ich habe den Schriftverkehr gelesen. Ich glaube, es hatte ihm Spaß gemacht, mit einer Behörde zu streiten, einfach aus Prinzip. Nachdem nämlich Eigentum nach der Wende eine ganz andere Bedeutung bekam und man auch darüber entscheiden konnte, ob man z.B. Mieter haben möchte oder nicht, ließ sich mein Opa ungern vorschreiben, was er mit seinem Eigentum zu machen hat, insbesondere dann, wenn er dafür noch Mehrkosten hat. Die Dame vom Denkmalschutz kam zum Entschluss nachdem sie die Denkmalschutzakten studierte: Mein Opa war ein „streitbarer Mensch“. Ja, das war mein Opa und ich finde es toll.

Den Denkmalschutz erhielt das Haus u.a. aus kunsthistorischen und geschichtlichen Fakten: Es war nämlich das Wohnhaus des bekannten mecklenburgischen Architekten  und Baumeisters Heinrich Nieske. Er hat es selbst für sich entworfen und bauen lassen und dies im Stile des Johann-Albrecht-Stils, eine Variante des Heimatstils, der Elemente der mecklenburgischen „Renaissance“ aufgreift.

In der Nieske-Villa wohnte bis zu ihrem Tode 1949 Marie von dem Bussche-Ippenburg, die Urgroßmutter von Claus von Amsberg (der Prinzgemahl der niederländischen Königin Beatrix), der 1933 in Bad Doberan das Fridericum-Franzisceum-Gymnasium besuchte. Mein Opa dürfte ihn dort getroffen haben.

So leben wir also in einem bedeutsamen Haus, dass nicht nur eine tolle erzählbare Geschichte hat, sondern auch von einem bedeutsamen mecklenburgischen Architekten erbaut wurde. Ich weiß nicht, ob ich den doch irgendwie gerechtfertigten Denkmalschutz gut finde oder nicht. Das werde ich wohl in 20 Jahren rückblickend sagen können. Zumindest soll die Stadt Bad Doberan derzeit einen Topf mit Fördergelden zu vergeben haben. Mein Auftrag für die kommende Woche …

Fenster nach Maß

Das Interesse Dame vom Denkmalschutz gilt besonders unseren Fenstern. Das einzige Haus, das noch Originale von 1895 hat! Wunderbar! Es zieht hinein und hinaus und der Umgang mit ihnen erfordert höchste Sensibilität. Ein Zustand, der natürlich nicht viele Winter anhalten sollte, denn wir werfen unser Heizungsgeld derzeit im wahrsten Sinne des Wortes zum Fenster raus.

Die Fenster im Erker unseres Wohnzimmers: Originale Kastenfenster von 1895 mit Anschlagsöffnung und 2,70 m Höhe.

So haben wir uns entschlossen, diesen Zustand zumindest im Keller, im sogenannten Souterrain, zu beheben. Wir hatten auch noch einen Termin mit dem ortsansässigen Tischler. Herrje, diese 16 Fenster werden uns viel Geld kosten. Nun warten wir auf den Kostenvoranschlag und hoffen auf einen unerwarteten Lottogewinn.

Besinnliche Adventszeit und Omas Weihnachtsdeko

Neben diesen vielen Terminen haben wir auch endlich die Renovierung unseres Eingangsflures beendet. Oh, ist das toll, kein Staub und Dreck mehr.

Unser Eingangsbereich: Der Windfänger-Flur.

Wir haben auch einen Elektriker gefunden, der uns unseren Herd angeschlossen hat und Jürgen übte sich als Klempner und hat unsere Spülmaschine und unser Wasser zum Laufen gebracht. Wunderbar! Das Wohnen bei uns hat schon fast einen gewissen Komfort. Nun ist es endlich Zeit, dass die Vorweihnachtszeit eingeläutet wird.

Der Christbaum steht bereit und muss nur noch geschmückt werden. Unsere Weihnachtskisten wurden auch gefunden. Entdeckt haben wir aber auch die Weihnachtsdeko von meiner Oma und unseren (also Mamas und meinen) lang erhofften Weihnachtsschatz: Das Engel-Orchester aus Holz. Ich weiß nicht, wie alt es ist, aber älter als meine Mutter ist es schon.

Das Engel-Orchester meiner Großmutter.

Wir sind bereit für die Adventszeit und werden nun alles ein wenig ruhiger angehen. Euch allen einen besinnlichen Zweiten Advent!

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