Ein Urlaub – drei Länder

Slowenien ist mehr als nur ein Durchreiseland nach Kroatien. Slowenien ist einzigartig schön. Eingebettet in den Julischen Alpen und angrenzend an den bewaldeten Triglav Nationalpark ist Bled ein absoluter Eyecatcher mit vielen Gesichtern: natürlich, malerisch, touristisch, freundlich und vor allem international. Es gibt kein europäisches Nummernschild (selbst MV war vertreten), das nicht auf den Straßen zu sehen war. Kein Wunder, denn in den Reiseführer ist oft zu lesen, das Bled das Abbild des Paradieses sei.

Die heißen Tage ließen sich gut aushalten. Entweder waren wir am See mit zig anderen Menschen oder wir erkundeten Erlebniswege und Burgruinen in den anliegenden Wäldern. Mit 61% hat Slowenien wirklich viel davon und hier und da lassen sich schon mal paar Plätze finden, die Menschenleer sind. Allerdings, sollte das Schuhwerk überprüft werden, wie wir ab und an bei unseren Wanderungen durch Schluchten feststellen mussten.

Im Reisen mit Kita-Kind waren wir noch nicht so erprobt. Durch den Umzug und Corona hatten wir in den letzten Jahren eine Zwangspause eingelegt. Für einen reiselustigen und Fernweherkrankten Menschen, wie ich es bin, eine Herausforderung, irgendwie die eigenen Erkundungsbedürfnisse und kindliche Interessen unter einen Hut zu bringen. Nun ja, Städtetouren bei heißen Temperaturen gehören auf jeden Fall nicht dazu. Und alte Häuser waren auch nicht das Ding unseres Kindes. So war Ljubjana wirklich überraschend schön anzusehen (Hauptstadt mit kleinstädtischem Flair aus allen Epochen), wir wichen auch auf die Touri-Bahn aus, doch Sightseeing im Erwachsenen Sinne musste dann doch ausbleiben. Also Ljubjana, ein anderes Mal eben richtig.

Dafür hat die Natur in Slowenien vieles für Kinder und Familien zu bieten. Ob nun auf den Spuren von Räubern oder Rittern, es gibt viel zu entdecken und die Stadt Bled hat faszinierende Themenpfade für Kinder ausgebaut. Inspiriert haben wir uns von anderen Familien-mit-Kleinkind-Touri-Blogs, die in Slowenien Urlaub machten.

Gut 10 Tage hatten wir in Bled und fokussierten uns mehr auf die Umgebung. Bei der Suche nach Freizeitaktivitäten in Bled stieß ich auf einen Blog, in dem es hieß: In dieser Stadt denke man als erstes an Liebe. Und ja! Als wir die Hitzestunden am See verbrachten, fiel es uns auch auf: Lange habe ich nicht mehr so viele miteinander turtelnde Pärchen gesehen, dass man selbst als frische Kleinfamilie neidisch werden könnte. Slowenien hat jedem etwas zu bieten: Ob nun Pärchen-Urlauber,  Adrenalinjunkie, „Glamper“, etwas älter oder Familie, alles ist möglich.

Erstmals war ich 2008 in Bled. Tatsächlich hatte Bled damals noch etwas Dörfliches und Postsozialistisches. Meine Freundin, deren Familie in Bled eine Wohnung hat, konnte ein wenig slowenisch, sonst war es schwierig mit der Kommunikation. Doch nun wird man in drei Sprachen empfangen. Keine sozialistische Vergangenheit ist mehr zu spüren. Das Land, das sich als erstes vom Vielvölkerstaat Jugoslawien abgespalten hatte, kann auf Augenhöhe mit westeuropäischem Standard mithalten. Und trotzdem kann man erleben, wie ein Land mit über Jahrhundertlanger Vereinnahmung durch andere Staaten, seine Identität und Tradition beibehalten hat.

Zwischenstopp in Linz

Bisher waren wir entweder Bahn- oder Flugreisende. In München brauchten wir kein Auto. Deshalb war uns der Massen-Autobahn-Tourismus fremd. Doch nun gehören auch wir dazu. Und es ist ätzend! Stau, Stau, Stau. Wirkliche Alternativen gab es eigentlich nicht. Bahn oder Flieger machen in diesen Tagen auch Ärger. Wobei wir feststellen mussten, dass zumindest Öffentliche Verkehrsmittel in Slowenien und Österreich wahnsinnig gut ausgebaut und preislich sehr entgegen kommend sind. Keine Ahnung, wie der Staat es gegenfinanziert, aber attraktiver ist Zug und Bus fahren sehr viel mehr.

So reisten wir in mehreren Etappen. Der Weg ist ja das Ziel und das erste Etappenziel war Linz in Östereich.

Schon lange wollte ich da mal dahin. Und es hat sich gelohnt! Linz schafft es das österreichische Kulturgut mit Neuzeit industrial Charme zu verbinden. Als ich durch die Gassen schlenderte (die Männer hatte ich ins Schwimmbad geschickt), wusste ich wieder, was ich so toll an Österreich finde: Ein bissel Franz & Sisi, ein bissel Strauss, ein bissel Berg-Panorama, ein bissel zeitgenössische Kunst, ein bissel von allem – und insbesondere von dieser Gelassenheit und das Nicht-Eilende. Österreich (und bisher beobachtete ich es vor allem in Wien und Salzburg) schafft es, Kultur für jedermann und niedrigschwellig anzubieten. Ob Theater, Museum, Geschichte, Öffis oder Schwimmbad … Jeder kann hinsichtlich Preis und Vielfalt am Leben teilhaben! Jedes Mal aufs Neue imponiert mir dieser gesellschaftliche Charakter der österreichischen Politik.

Linz ist spannend vielseitig. Zwar fand Ricardo alte Häuser anschauen dort auch nicht so toll und die Sightseeing-Bahn hats auch nicht raus gerissen, doch das Schwimmbad (eines von vielen in der Stadt!) entschädigte einiges. Der neugotische Dom, in dem bis zu 20.000 Menschen Platz haben, fand er noch okay, doch beim Hauptplatz mit der Dreifaltigkeitssäule und dem Bruckner Konzerthaus war’s dann ganz aus. Merke: Keine Städtetrips mit Kleinkindern – es sei denn Schwimmbad und Zoo und viele Spielplätze sind die Hauptattraktionen!

Was es alles zu sehen gibt, kann man im world wide web zu Hauf nachlesen. Was ich aber faszinierend fand, war das Linzer Jahresmotto: Frauen. Nein, nichts Feministisches, Gender-gedingst oder sonst wie bedacht penetrant die Weiblichkeit fokussierend, im Gegenteil: Linz schafft es, Frauenthemen kulturell und gesellschaftlich unaufgeregt in den Blickpunkt zu rücken. Zum Beispiel im Dom, der nicht nur religiös sondern auch kulturell wirkt:

Ringtausch und Abschalten vom Hausumbaumodus

Wir durften von Freunden ihre Wohnung in Bled nutzen. Lieben Dank dafür! Während wir in Bled gastierten, hatte sich eine Freundin aus München die mecklenburgische Ostsee und damit unser Haus als Urlaubsziel ausgeschaut. Das ist Vertrauen und Zuverlässigkeit … aber auch nicht ganz uneigennützig. Zwar hatten sich unsere Nachbarn bereit erklärt, nach allem zu schauen, Mülltonnen raus zu stellen und Blumen zu gießen usw., doch ruhiger lies es uns schlafen, mit dem Wissen, es ist jemand Vertrautes in unserem Haus. So brachte dieser Umstand etwas Ruhe rein.

Es bedarf besonderer Hinweise zur Freundlichkeit: Personal ist überall knapp.

Es dauerte bis Jürgen und ich runter kamen. Unser Sanierungsfrust hatte sich ganz schön tief bei uns eingenistet und uns in Zaum gehalten. Zu allem Überfluss erreichte uns noch die Nachricht, dass unser Wirtschaftsminister die Bauförderungen für Bestandshäuser von jetzt auf gleich um 10% gekürzt hat. Yessa! Wir warten Monate auf Handwerker und deren Kostenvoranschläge und fallen dadurch in die Kürzung! Macht Freude: Wir wollen weg von Gas, wollen vollkommen auf erneuerbare Energie umstellen, also unseren grünen Beitrag leisten, und  Wohnraum anbieten (insbesondere durch die politische Lage sind Wohnungen knapper als knapp selbst in Doberan), haben insbesondere wegen Fachkräfte- und Materialmangel zeitliche Verzögerungen, Inflation verteuert das Vorhaben, Stadtwerke wollen Abschlagzahlung fürs Gas mindestens verdreifachen, Stromknappheit- und Verteuerung folgt zugleich, und dann sollen am Ende Gas-Konsumenten auch noch ab Oktober eine nicht gerade geringe Umlage mit Mehrwertsteuer zahlen (Eine Preisbremse wie in anderen Ländern soll nicht möglich sein, weil weiter der Anreiz auf Enregiesparen (wie eigentlich noch?) und auf den Umstieg auf erneuerbaren Energien verstärkt werden soll) und zeitgleich werden Förderungen gekürzt. Ich glaube, irgendwas habe ich an der Rechnung nicht ganz verstanden?!

Jedenfalls war Abschalten nicht ganz möglich, da wir aus Bled Handwerker (die nun alle ausm Urlaub zurück sind) und Energieberater koordinieren mussten, Förderungsanträge und Termin mit Schornsteinfeger … Es ist doch wirklich verrückt. Obgleich ziemlich ernüchtert von unserem Hausprojekt, geht dennoch einiges im ziemlich erholten Zustand einfacher von der Hand.

Ankommen …

Wir ließen es uns nicht nehmen unsere Rücktour über München zu fahren. Leider waren viele unserer Freunde selbst im Urlaub. Doch andere konnten einen spontanen Biergartenbesuch einrichten. In München war durch die Europameisterschaft 2022 und dem dazugehörigen Roof Festival Ausnahmezustand. Auch in der Stadt und an der Isar wirkten die Menschen, als ob sie jahrelang eingesperrt waren. München in Feierlaune! Dennoch fuhren wir nach zwei Nächten auch gleich weiter.

In 2 1/2 Wochen haben wir viel erlebt und gesehen. Es war unserer erster richtiger Urlaub nach einer langen Zeit. Wir waren in Österreich und Slowenien und machten Durchreisestopps in München und in Schleiz in Thüringen. Ein wahnsinniger Trip! Und selbst, wenn wir gern unterwegs sind, aber so viel Zeit verbrachten wir auch im Auto und im Stau.

Nun sind wir aber froh wieder daheim zu sein, und freuen uns fast wieder auf den Alltag … wobei der damit begann, dass Handwerker zwar da waren, doch nur die Hälfte gemacht haben und der Rest irgendwann fertig gestellt wird, heißt also … Folgearbeiten werden wieder auf unbestimmte Zeit verschoben … Herrje. Willkommen zurück im Alltag.

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