Sonntags Morgens um 10 in Deutschland

Unser Küchenfenster geht nach Osten hinaus. So ist die Küche jeden Morgen der am hellsten erleuchtete Raum in unserem Haus. Es hat sich jeden Morgen ein kleines Ritual entwickelt: Die Holz-Vorschläge des Fensters werden geöffnet. Welches Wetter erwartet uns? Oft lacht uns am frühen Morgen die Sonne entgegen. Die Küche ist dann Licht überflutet. So macht das Frühstück Spaß.

Heute um 10 Uhr stand ich in der Küche. Das Fenster weit geöffnet. Blauer Himmel und die Sonne versprühte ihre erste Frühlingswärme. Die Taube, die gefühlt schon dreißig Jahren hier lebt, gurrte. Ich schaute in unseren Garten und beobachtete meine Männer. Irgendwie fühlte sich alles so vertraut an. Ich musste an meine Kindheit in diesem Haus denken. Meine Großeltern lebten, als ich Kind war, im Obergeschoss. Aber auch dort schaute man aus der Küche in den Garten. Meine Oma hatte auch immer das Fenster geöffnet und die kleine Lydia spielte draußen im Garten. Wir kommunizierten auch immer durch das offene Fenster, so wie ich heute mit meinen Männern: „Hallooooo Oma“ … „Halloooooo Mama“ … „Reinkommen, Mittag ist gleich fertig“.

Als meine Oma dann eine Etage hinunter zog, kochte sie auch dort das Mittag, wo ich nun das Mittag zubereite. Das Fenster geöffnet. Die Taube gurrte die gleiche Melodie wie heute.

Gegenüber in dem Haus wohnt noch heute ein älterer Herr mit seiner Frau. Die beiden, also er und meine Oma, verband eine Telefonfreundschaft. Jeden Sonntag um 10 Uhr rief er meine Oma an und sie plauderten im wahrsten Sinne über Gott und die Welt. Sie sind beide sehr gläubig.

Der Herr Nachbar schaute jeden Morgen aus seinem Fenster. Wenn bei meiner Oma das Küchenfenster geöffnet ist, wusste er, ihr gings gut. Außer einmal, das Küchenfenster war nicht geöffnet: Meine Oma ist gestürzt und lag im Krankenhaus.

Der ältere Herr, inzwischen ist er 89 Jahre alt, freut sich sehr über das nun junge Leben in diesem Haus. Auch achtet er auf unser Haus und schaut, ob das Küchenfenster geöffnet ist. Wir telefonieren nicht Sonntags um 10 Uhr, sondern Freitag nachmittags ruft er uns an und erkundigt sich, ob es uns gut geht. Eine schöne Geste. Gern würde ich meiner dementen Oma diese Geschichten erzählen. Doch leider weiß sie noch nicht einmal, dass wir nun in diesem Haus leben und ich so gern aus diesem Fenster schaue und die Morgensonne genieße, wie sie damals.

Unschlagbar auf dem ersten Platz: Das Trampolin

Als ich nun heute um 10 Uhr aus dem Fenster schaute und mir Gedanken über Gedanken durch den Kopf schossen und ich meine Männer beobachtete, wie sie das neue Spielhaus zusammenbauten, musste ich auch an mein gestriges Online-Treffen mit meinen Berliner Mädels denken. Wir philosophierten, was heutzutage alles in einem Familiengarten steht: Ein Kinderspielhaus und ein Trampolin gehört unbedingt dazu! Und das steht nun auch in unserem Garten. Später kommt dann eine Tischtennisplatte, ein Fußballtor, ein Basketballkorb, usw dazu. … grins.

Papa und Sohn im Trampolin

Ich habe eine wenig gegoogelt, was heutzutage so in deutschen Familiengärten steht: Kinderfahrzeuge vom Bobby-Car bis zum Traktor, Sportspielzeug wie Fußballtore oder Tischkicker und alles, was groß und teuer ist: Rutschen, Planschbecken, Sandkästen, Kinderhäuser, Spieltürme und natürlich: Trampoline. Ein Artikel titelte „Eltern rüsten ihre Gärten zum Erlebnispark auf“. Irgendwie nicht von der Hand zuweisen. Früher gab es eine Brettschaukel, einen Sandkasten und vielleicht noch eine Metallrutsche.

Womit hatte ich eigentlich in diesem großen Garten gespielt? Ich kann mich kaum erinnern. Aber ich weiß, dass ich mit dem spielte, was die Natur gerade zu bieten hatte. Unglaublich, wie viel es zu entdecken gibt. Und wenn wir gerade emsig mit Aufräumarbeiten beschäftigt sind, beobachte ich oft Ricardo: Er spielt auch mit dem, was gerade da ist. Und an liebsten ist es das Wasser, was sich in der steinernen Trogmühle angesammelt hat. Faszinierend, wie kreativ doch Kinder sind. Eigentlich braucht es gar kein Trampolin, wenn es nicht auch Mama und Papa Spaß machen würde …

Gestern 10 Uhr waren wir nicht im Garten, sondern machten wieder einen unserer „Wir lernen die Umgebung kennen“-Ausflüge. Wir haben inzwischen in unserem Flur eine Pinnwand. Dort pinnen wir alle gesammelten Ausflugsideen. Man muss sozusagen nur zugreifen, je nach Zeit und Wetter. So trieb es uns gestern nach Satow, eine kleine Gemeinde 15 km von Doberan entfernt. Wahrscheinlich nichts großartiges für den Massentourismus, doch wir hatten auf dem Erlebnispfad um den Satower See viel Spaß.

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